Bundesentwicklungsminister Gerd Müller über die wirtschaftliche Macht von Kommunen beim Thema Menschenrechte
Rund 71 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht. Damit Flüchtlingsströme Richtung Europa reduziert werden, brauchen diese Menschen eine Perspektive. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) erklärt, wie die öffentliche Hand für ökonomische Rahmenbedingungen sorgen kann, von denen auch Menschen in armen Ländern profitieren.
BSZ: Herr Müller, was können Kommunen tun, um arme Länder zu unterstützen?
Gerd Müller: Für faire Beschaffung sorgen und damit faire Lieferketten weltweit unterstützen. Denn die Arbeitsbedingungen vor Ort in den Produktionsländern sind alles andere als fair.
BSZ: Wie sehen diese aus?
Müller: Ich war in einer Textilfabrik in Bangladesch, in der die Näherinnen 16 Stunden am Tag schuften und gerade einmal 20 Cent verdienen. Unmöglich, davon zu leben! Werden die Arbeiterinnen schwanger, wird ihnen gekündigt. Ich war auf einer Bananenplantage in Mexiko. Den Bauern bleiben zirka 2 Dollar pro 18-Kilo-Kiste. Existenzsichernd wäre mindestens das Dreifache, also 6 Dollar. Und ich war auf den Kakaoplantagen Westafrikas, wo fast zwei Millionen Kinder wie Sklaven schuften. Sie schleppen dort Säcke, die mehr wiegen als sie selbst und es kommen giftige Pestizide zum Einsatz.