Klimafreundliche Mobilität fördern
Elektromobilität rechnet sich langfristig ökologisch wie auch wirtschaftlich. Doch nicht immer ist der Kauf eines klimaschonenden Fahrzeugs die beste Wahl. Oft lassen sich die Bedürfnisse mit Teilen, Leihen oder dem Umstieg aufs Velo genauso gut befriedigen, wie die Beispiele aus Eschenbach (SG) und Langenthal (BE) zeigen.
Der Strassenverkehr stellt die Schweiz vor grosse Herausforderungen: Vierzig Prozent der Treibhausgase, mehr als die Hälfte der Stickoxide und ein Viertel des Feinstaubs stammen hierzulande aus der Verbrennung fossiler Treibstoffe. Zudem ist der Abrieb von Autoreifen für rund ein Drittel der gesamten Mikroplastikemissionen verantwortlich. Das belastet das Klima, die Umwelt und die menschliche Gesundheit enorm. Eine ökologischere Mobilität – neben zu Fuss gehen oder Velo fahren insbesondere die Elektromobilität – kann die CO2-, die Schadstoff- und auch die Lärmemissionen deutlich senken. Damit trägt sie wesentlich dazu bei, die globalen Klimaziele zu erreichen, und erhöht die Lebensqualität in den Siedlungen. Zwar belastet die Produktion von Elektrofahrzeugen die Umwelt stärker als jene von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Der Grund dafür liegt in der Herstellung der Batterien. Doch bereits ab 50 000 gefahrenen Kilometern kippt die Bilanz zugunsten der emissionsarmen Elektromobile. In der Anschaffung sind sie noch immer teurer, dafür schlagen sie in Betrieb und Unterhalt weit weniger zu Buche. Über die gesamte Lebensdauer betrachtet, lohnt sich der Kauf eines E-Fahrzeugs oft auch aus wirtschaftlicher Sicht.
Gesamtkosten berücksichtigen
«Als es um den Ersatz eines Transporters für den städtischen Werkhof ging, wurden erstmals die Total Cost of Ownership (TCO) miteinbezogen», betont Florian Moser, Leiter der Fachstelle Umwelt und Energie der Stadt Langenthal. Auf Basis dieser Gesamtkostenanalyse und unter Einbezug der nicht-monetären Vorteile für die Mitarbeitenden und die Bevölkerung, wie weniger Schadstoff- und Lärmemissionen, fiel die Entscheidung zugunsten eines E-Transporters. «Künftig sollen die TCO bei allen Fahrzeugbeschaffungen berücksichtigt werden, der entsprechende Entscheid ist in Vorbereitung», weiss Moser. Es ist nicht der erste Schritt Richtung Elektromobilität, den die Energiestadt Langenthal macht. In Zusammenarbeit mit dem lokalen Gewerbe stehen der Bevölkerung seit zwei Jahren vier E-Cargobikes zur Verfügung, die auch vom städtischen Personal für den autofreien Warentransport genutzt werden (siehe auch Beitrag Seite 26). Im Rahmen einer Public-private-Partnership zwischen der Stadt und den Industriellen Betrieben Langenthal IBL können Elektroautos an drei zentrumsnahen Doppel-Ladestationen zurzeit kostenlos «aufgetankt» werden. Die Mitarbeitenden der Verwaltung sind zudem oft mit den drei verwaltungseigenen E-Bikes unterwegs oder nutzen das Carsharing von Mobility.
Nutzen statt besitzen
Auf das Prinzip «Nutzen statt besitzen» setzt auch die Gemeinde Eschenbach SG und arbeitet dazu seit rund einem Jahr mit Sponti-Car zusammen. Dieses Start-up bietet Carsharing ausschliesslich mit Elektrofahrzeugen an. Genutzt wird das zentral stationierte Auto sowohl von den Mitarbeitenden der Gemeinde als auch von der Bevölkerung. Den Ökostrom für das Aufladen der Batterie liefern die St. Gallisch-Appenzellischen Kraftwerke. Die Gemeinde bietet das Elektromobil zum Pauschalpreis von fünf Franken pro Stunde an, bezahlt wird bequem über eine Monatsrechnung. «Ein Gewinn für die Gemeinde, die Bevölkerung und die Umwelt», ist Gemeinderätin und Präsidentin der Energiekommission Sandra Raimann überzeugt. «Das Echo ist sehr positiv und die Auslastung hoch.» Gut möglich, dass bald ein zweites Fahrzeug bereitsteht. Der Anschluss an die Ladestation und ein Parkplatz wären jedenfalls vorhanden.
Sie finden den ganzen Artikel auch hier oder zusammen mit weiteren Artikeln im Bereich der nachhaltigen Beschaffung in der Fach- und Mitgliederzeitschrift «Thema Umwelt» von Pusch.
