Die Gemeinde Wald kauft nachhaltig ein
Mit dem Ziel, die Umweltbelastungen zu reduzieren und Ressourcen zu schonen, hat die Gemeinde Wald in einem breit abgestützten Prozess Richtlinien für einen nachhaltigen Einkauf erarbeitet und diese verbindlich festgelegt. Der kontinuierliche Einbezug der Verantwortlichen sowie ein integriertes Controlling gewährleisten, dass sie gelebt werden.
Die Gemeinde Wald im Zürcher Oberland ist stolze Trägerin des Labels «Energiestadt Gold». Dieses Label ist die höchste Auszeichnung für Städte und Gemeinden, die sich kontinuierlich für eine effiziente Nutzung von Energie, erneuerbare Energien und Klimaschutz engagieren. Eine der Massnahmen, welche die Gemeinde Wald zu dieser Auszeichnung führten, ist die Erarbeitung von Richtlinien für einen nachhaltigen Einkauf von Gütern und Dienstleistungen. «Denn nachhaltige Beschaffung trägt wesentlich zur Reduktion der Umweltbelastung und zur Schonung der Ressourcen bei», ist Rico Croci, Vorsteher des Ressorts Raumentwicklung und Bau der Gemeinde Wald, überzeugt. «Mit einem bewussten, ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Einkauf können Gemeindeverwaltung und Schule eine Vorbildfunktion übernehmen und die Entwicklung und Vermarktung nachhaltiger Produkte fördern». Um zu gewährleisten, dass die Richtlinien auch tatsächlich umgesetzt werden, hat sie der Gemeinderat als behördenverbindliches Instrument festgelegt, das bei jedem neuen Einkauf konsultiert wird.
Bewusst, ökologisch, sozial, wirtschaftlich
Vier Leitsätze definieren den Rahmen für die Beschaffung der Gemeinde Wald:
- Bewusst einkaufen: Die Mitarbeitenden der Gemeinde informieren sich aktiv über die Produkte und Dienstleistungen und bringen ihr Wissen in den Beschaffungsprozess ein. Sie pflegen Lieferantenbeziehungen, die auf einer fairen Zusammenarbeit beruhen.
- Ökologisch einkaufen: Wald beschafft Produkte und Dienstleistungen, die über den ganzen Lebenszyklus möglichst geringe Auswirkungen auf die Umwelt haben und wenig natürliche Ressourcen verbrauchen.
- Sozial einkaufen: Wald beschafft von Anbietenden, die geltende Arbeitsschutzbestimmungen einhalten und faire Arbeitsbedingungen schaffen.
- Wirtschaftlich einkaufen: Wald beschafft zum bestmöglichen Preis-Leistungsverhältnis, nach Möglichkeit bei lokalen Anbietenden und unter Berücksichtigung der Lebenszykluskosten der Produkte.
Nachhaltiger Einkauf beginnt für die Gemeinde Wald mit einer sorgfältigen Bedarfsabklärung: Braucht es ein neues Produkt oder lässt sich der Bedarf mit Vorhandenem decken? Muss das erforderliche Produkt eingekauft werden oder ist es möglich und sinnvoll, es zu mieten? Ist diese Frage geklärt, lässt sich abhängig vom Schwellenwert das rechtskonforme Verfahren bestimmen. Kriterienblätter halten für die meisten Produktegruppen fest, was beim Einkauf zu beachten ist. Zudem finden sich hier Tipps und Links, die den Käuferinnen und Käufern helfen, nachhaltige Produkte auszuwählen und mit diesen verantwortungsvoll umzugehen.
Breit abgestützter Prozess
Für die Erarbeitung der Richtlinien gründete die Gemeinde Wald eine Arbeitsgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern der Gemeindeverwaltung und der Schule, die von externen Beratern begleitet wurde. Diese führte als Erstes eine Bestandesaufnahme durch, die aufzeigte, wer in der Gemeinde welche Güter oder Dienstleistungen einkauft. Auf dieser Basis und unter Beizug umfangreicher Grundlagen zur nachhaltigen öffentlichen Beschaffung entwickelte die Arbeitsgruppe einen Entwurf der Beschaffungsleitsätze und der Richtlinien. Bereits vor Einführung der Richtlinien hat die Arbeitsgruppe alle Mitarbeitenden, die regelmässig beschaffen, zu einer Veranstaltung eingeladen. Sie wurden über die Beschaffungsrichtlinien informiert und hatten die Möglichkeit, Rückmeldungen zu geben. «Die Veranstaltung wurde gut besucht und die Mitarbeitenden zeigten sich interessiert und engagiert», so Christian Leuenberger des Zürcher Beratungsunternehmens Intep, welcher den Prozess begleitet hat.
Jährliche Erfolgskontrolle
Die Umsetzung der Richtlinien wird alljährlich überprüft. Zuständig für das Controlling ist Christian Zwahlen, Leiter der Abteilung Raumentwicklung und Bau. Die Kontoverantwortlichen bestätigen jeweils im Januar mit einem standardisierten Formular die Einhaltung der Vorgaben im Vorjahr und begründen Ausnahmen. Gleichzeitig haben sie die Gelegenheit, Anmerkungen zu den Richtlinien und Kriterienblättern zu machen und Änderungswünsche festzuhalten. Die Arbeitsgruppe evaluiert den Stand der Umsetzung und erstattet bis März einen kurzen Bericht zuhanden von Gemeinderat und Schulpflege. Die Erfolgskontrolle lässt sich sehen: Bei rund zwei Drittel der Beschaffungen werden die Richtlinien vollständig eingehalten, bei einem Drittel teilweise (siehe Grafik im Download-Bereich). Gewisse Schwierigkeiten zeigten sich beispielsweise bei der Beschaffung von Leuchtmitteln. Um hier Verbesserungen zu erzielen, lud die Arbeitsgruppe alle Hauswarte ein. Ein externer Experte lieferte Inputs zum Thema nachhaltige Beschaffung von Leuchtmitteln und die Hauswarte konnten ihre Erfahrungen austauschen.
Koordinierte Beschaffung fördern
Das Controlling zeigt, dass nachhaltige Beschaffungen über den ganzen Lebenszyklus gerechnet nicht nur Ressourcen schont, sondern auch Geld sparen kann. Besonders gross ist das Einsparpotenzial, wenn der Einkauf koordiniert erfolgt. Die Gemeinde Wald hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, die koordinierte Beschaffung von Papier und Verbrauchsmaterial, Büro- und Haushaltgeräten, Reinigungsmittel und Leuchtmitteln voranzutreiben.