Nachhaltige Beschaffung einfach gemacht
Die Gemeinde Steffisburg hat sich intensiv mit nachhaltiger Beschaffung auseinandergesetzt. Das Resultat sind sensibilisierte Behördenmitglieder und Verwaltungsangestellte, ein übersichtliches Merkblatt, welches das nachhaltige Einkaufen erleichtert, und ein wirksames Controlling.
Eigentlich fiel der Startschuss bereits vor sechs Jahren. Damals unterzeichnete die Gemeinde Steffisburg BE das Berner Energieabkommen, welches die Erarbeitung einer Richtlinie zur nachhaltigen Beschaffung vorsieht. Ein Jahr später setzte sich die Gemeinde in ihrem Energieleitbild zum Ziel, Güter und Produkte für die Verwaltung nach ökologischen und sozialen Kriterien zu beschaffen und verpflichtete die Angestellten zu energie- und ressourcenschonendem Verhalten. Unterstrichen wurde diese Zielsetzung ein weiteres Jahr später mit der Zertifizierung von Steffisburg zur Energiestadt und schliesslich fand sie Eingang in die Legislaturschwerpunkte 2015 bis 2018.
Viel Diskussionsstoff
Die Zielsetzung war klar, die Umsetzung hingegen erwies sich als schwieriger. Zwar existieren zahlreiche Standards, die eine nachhaltige Beschaffung unterstützen. «Aber für Laien sind die vielen Labels der reinste Dschungel», so Andrea Hauser, damalige Stabsmitarbeiterin Energie, Mobilität und Naturschutz. Sie wollte ein möglichst einfaches und gut umsetzbares Instrument entwickeln. In der Folge pflügte sie sich durch verschiedene Informationsplattformen und bestehende Beschaffungsrichtlinien der öffentlichen Hand, zog die Standards von Energiestadt bei und holte sich praktisches Rüstzeug in einem Weiterbildungskurs von Pusch.
Parallel dazu setzte sie sich mit den Beschaffern in den verschiedenen Abteilungen zusammen, um deren Bedürfnisse und Erfahrungen abzuholen und sie gleichzeitig für eine nachhaltige Beschaffung zu sensibilisieren. Vor allem die Befürchtung, dass nachhaltige Beschaffung zu Mehraufwand und Mehrkosten führen könnte, sorgte auch in der Abteilungsleiterkonferenz für rege Diskussionen. Diese Befürchtungen galt es aufzunehmen und mit Hilfe von Informationen über die Vor- und Nachteile einzelner Produkte, Ökobilanzen oder Berechnungen über die gesamten Lebenszykluskosten von Gütern und Produkten soweit als möglich abzubauen.
Einfach und gut umsetzbar
«Der Weg war lang, aber er hat sich gelohnt», ist Andrea Hauser überzeugt. Resultat ist ein einfach verständliches und gut umsetzbares Merkblatt, dass die Beschaffungsgrundsätze der Gemeinde Steffisburg festhält. Für wichtige Produktegruppen wie Papier, Bürogeräte und -möbel, Leucht- und Reinigungsmittel, Lebensmittel, Textilien, Natursteine oder Fahrzeuge und Arbeitsgeräte definiert das Merkblatt den Beschaffungsstandard und verweist auf verlässliche Labels, Bezugsquellen sowie weiterführende Links. Neben einer Selbstdeklaration, mit welcher sich Lieferanten zur Einhaltung von Arbeitsschutzbestimmungen und fairen Arbeitsbedingungen verpflichten, enthält das Merkblatt auch eine einfache Reportvorlage für das Controlling. Dieses dient nicht nur der Erfolgskontrolle, sondern liefert auch wichtige Hinweise für die Weiterentwicklung.
Die stetige Weiterentwicklung einer nachhaltigen Beschaffung ist auch für Regula Zahnd, seit wenigen Wochen Nachfolgerin von Andrea Hauser, ein wichtiges Ziel. Sie will den Einbezug aller Beteiligten durch Beratung und Begleitung weiter stärken. «Denn nachhaltige Beschaffung steht und fällt mit dem Engagement der einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern», ist sie überzeugt.
Weitere Artikel im Bereich der nachhaltigen Beschaffung finden Sie in der Fach- und Mitgliederzeitschrift «Thema Umwelt» von Pusch.
zurück zur Übersicht Praxisbeispiele