Gesunde und klimaneutrale Verpflegung
Die Stadt Bern setzt bei der Verpflegung von Kindern in Tagesschulen und Tagesstätten seit Jahren Wert auf ein umwelt- und sozialverträgliches Verpflegungsangebot. Nicht zuletzt dank der nachhaltigen Ausrichtung setzte sich das Unternehmen «Menu and More AG» bei der Ausschreibung erfolgreich gegen die Konkurrenz durch.
Die städtische Beschaffungskommission hat 2014 dem Catering-Unternehmen «Menu and More AG» den Zuschlag für das Mahlzeiten-Catering in Berner Tagesschulen und Tagesstätten erteilt. Für die Zubereitung verwendet «Menu and More» frische, hochwertige, saisonale und möglichst biologische Produkte. Fleischprodukte stammen ausschliesslich aus der Schweiz. Fisch und Südprodukte tragen ein Nachhaltigkeitslabel. «Menu and More» hat sich aufgrund seiner konsequenten Nachhaltigkeitsstrategie gegen fünf andere Mitbewerber durchgesetzt. Dabei offerierte das Verpflegungsunternehmen nicht das jeweils billigste, sondern das wirtschaftlich günstigste Angebot – das heisst, das nach den von Kundenseite definierten Kriterien und deren Gewichtung beste Angebot.
Spezialisiert auf nachhaltige und gesunde Verpflegung
Das Tagesgeschäft von «Menu and More» ist die Zubereitung und der Vertrieb von gesunden und kindergerechten Mittagsmenüs für Schulen und Krippen. Das Unternehmen zählt heute 56 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und beliefert rund 460 Institutionen in der ganzen Deutschschweiz. «Menu and More» legt besonderen Wert auf ein umwelt- und sozialverträgliches Angebot. Das Unternehmen ist zudem seit 2011 die erste und bislang einzige Anbieterin von Kinder- und Jugendverpflegung in der Schweiz, die klimaneutral produziert und ausliefert.
Zu Beginn stand die Ökologie im Zentrum der Nachhaltigkeitsbestrebungen. Später rückten soziale Aspekte der Nachhaltigkeit, das heisst die gesellschaftliche Solidarität, in den Vordergrund. Zum Beispiel spendet «Menu and More» dem Caritas-Markt in Zürich Mahlzeiten aus der kalkulierten Überproduktion, die nicht mehr verkauft werden können, obwohl sie noch konsumierbar sind. Und im Jubiläumsjahr 2014 ging das zu diesem Zeitpunkt 10-jährige Unternehmen eine Partnerschaft mit der Stiftung SOS-Kinderdorf Schweiz ein, mit der sie ein Ausbildungsprojekt für Mütter in Indien unterstützt.
Nachhaltigkeit in öffentlichen Ausschreibungen
Während im Jahr 2010 in öffentlichen Ausschreibungen Kriterien zur Umwelt- und Sozialverträglichkeit nur selten abgefragt wurden, gewinnen verantwortungsbewusstes Einkaufen, Saisonküche, Regionalität, eine ökologischen Fahrzeugflotte sowie Bio- und andere Label-Produkte immer mehr an Bedeutung. In heutigen Ausschreibungen können Anbieter je nach Gemeinde mit einer durchschnittlichen Gewichtung von 10 bis 20 Prozent für Nachhaltigkeitskriterien rechnen.
Die Stadt Bern hat bezüglich Nachhaltigkeit in diesem Fall eine vorbildliche Ausschreibung gemacht. An den gesamten Prozess von Produktion und Logistik der Mahlzeiten stellt sie hohe Anforderungen bezüglich Nachhaltigkeit. Die Lebensmittel sollen möglichst aus biologischer Produktion stammen und zu einem Grossteil aus regionalen Produktionsbetrieben. Bei der Menüzusammensetzung soll auf Saisonalität geachtet werden. Die Emissionswerte für die Herstellung und die Transporte sollen tief gehalten werden (Minimum Euronorm 4 bei Fahrzeugen). Auch eine soziale Komponente wird verlangt, nämlich die Anstellung von Mitarbeitenden aus beruflichen oder sozialen Integrationsprojekten.
In den Zuschlagskriterien gewichtet die Stadt Bern die Nachhaltigkeit zu 40%, den Preis mit 30%, Testessen mit 20% und das Betriebs- und Logistikkonzept mit 10%. Für die Bewertung der Zuschlagskriterien werden pro Kategorie 5 Punkte nach genauen Kriterien vergeben. So wird beispielsweise die regionale und nachhaltige Produktionsart anhand einer Labelbewertung (siehe www.labelinfo.ch) überprüft und entsprechend der Qualität des Labels mit einer Punktzahl bewertet.
Herausforderungen annehmen
Als die Stadt Bern dem Zürcher Unternehmen den Verpflegungsauftrag vergab, entbrannte heftige Kritik angesichts der langen Anfahrtswege von Zürich nach Bern und dem damit verbundenen Energieverbrauch. Das Unternehmen setzt jedoch für die Auslieferung der Menus ausschliesslich Fahrzeuge der Euro-Norm 5, 5 plus und ab April 2017 sogar 6 ein, die alle mit Dieselpartikelfiltern ausgestattet sind. Ebenfalls wurden die Standorte in der Stadt Bern so in den bestehenden Tourenplan integriert, dass sich die Fahrstrecke unter dem Strich um lediglich rund 27,6 Kilometer verlängert. Die durch den Transport unvermeidbaren CO2-Emissionen kompensiert das Unternehmen mit der Unterstützung eines Klimaschutzprojekts in Afrika. Trotz diesen Massnahmen und der Tatsache, dass die Transportkosten lediglich 5% der gesamten Energiekosten der Mahlzeitenproduktion ausmachen, sind die kritischen Stimmen in der Stadt Bern aber nie ganz verstummt.
Ein Blick nach vorn
Insbesondere vor dem Hintergrund des Klimawandels ist es entscheidend, dass öffentliche Institutionen Nachhaltigkeit generell mit grosser Aufmerksamkeit und in ihren Ausschreibungen als eigenständiges Kriterium berücksichtigen und in den Zuschlagskriterien auch entsprechend gewichten. Das nützt nicht nur der Umwelt und der Gesellschaft, sondern auch der Wirtschaft, denn dann haben nachhaltig ausgerichtete Unternehmen bei öffentlichen Ausschreibungen bessere Chancen – sogar mit höheren Preisen.
