Mit Alttextilien sorgfältig umgehen
Der Bezirk Einsiedeln hat bei der Vergabe der Sammlung, Sortierung und Verwertung von Alttextilien eine gesamtheitliche Abwägung unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien vorgenommen. Den Zuschlag erhielt der Anbieter mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis.
Die Belastungen der Umwelt durch die Textilproduktion sind massiv und eigentlich hinlänglich bekannt. Ins Gewicht fallen insbesondere der enorme Wasserverbrauch und der Pestizideinsatz im konventionellen Baumwollanbau, aber auch die unzähligen Chemikalien, die bei der Textilproduktion zum Einsatz kommen. Diese belasten gleichzeitig die Gesundheit der Arbeiterinnen und Arbeiter auf den Plantagen und in den Produktionsbetrieben, ganz zu schweigen von den oft prekären Arbeitsbedingungen vor allem in den Ländern des Südens.
Abfallmenge steigt rasant
Die Entwicklung zur sogenannten Fast Fashion verschärft die Problematik zusätzlich: Der Konsum von Bekleidung steigt unvermindert an und gleichzeitig verkürzt sich deren Nutzungsdauer. Kleidungsstücke, die eine Saison überleben, sind zur Seltenheit geworden. In der Folge steigen die Abfallmengen markant an.
Mit ihrem Auftrag, Abfälle möglichst zu vermeiden, können Städte und Gemeinden die Bevölkerung für diese Problematik sensibilisieren. Dennoch bleibt ihr Einfluss auf den Kleiderkonsum der Schweizer Bevölkerung gering. Hingegen können sie mit einer optimalen Altkleidersammlung die negativen Auswirkungen mindern. Wichtig dabei ist in erster Linie eine sorgfältige Sortierung mit dem Ziel, dass das Sammelgut so weit als möglich als Secondhand-Bekleidung in den Kreislauf zurückgeführt werden kann. Ein Secondhand-T-Shirt aus konventioneller Baumwolle beispielsweise verursacht im Vergleich zu einem neuen bis zu 95 Prozent weniger Emissionen, wie eine Studie der Carbotech zeigt.
Kleidung, die nicht mehr tragbar ist, lässt sich zu Putzlappen oder Dämmstoffen verarbeiten. Eine grosse Herausforderung stellt nach wie vor das stoffliche Recycling dar, das heisst die Rückgewinnung von Fasern zur Herstellung neuer Textilien oder anderer hochwertiger Produkte.
Nicht nur den Preis beachten
Als der Bezirk Einsiedeln den Auftrag für die Containersammlung von Altkleidern vor zwei Jahren neu vergab, stand für die Verantwortlichen fest, dass sie neben dem Preis, den sie aus der Sammlung lösen konnten, in einer gesamtheitlichen Abwägung auch Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen wollten. «Als Träger des Labels Energiestadt ist uns der nachhaltige Umgang mit Ressourcen wichtig», so Doris Elmer, Leiterin des Fachbereichs Umwelt und Energie, der auch für die Aufgaben Entsorgung und Recycling zuständig ist.
Neben einem möglichst hohen Anteil an Altkleidern, der in den Secondhand-Markt gelangt, legten der Fachbereich Umwelt und Energie sowie die Infrastrukturkommission grossen Wert darauf, dass sowohl der Anbieter wie dessen Abnehmerbetriebe die gesetzlichen Auflagen wie beispielsweise das Basler Abkommen über den Export von Abfällen einhalten und faire Arbeitsbedingungen bieten. Wichtig waren dem Auftraggeber auch eine ambitionierte Strategie des Auftragnehmers zur Reduktion der CO2-Emissionen der Fahrzeugflotte und der Logistik sowie Investitionen in Forschung und Entwicklung zur Förderung des stofflichen Recyclings.
Den Zuschlag erhielt im freihändigen Verfahren schliesslich jener Anbieter, der über ein Umweltmanagementsystem und eine umfassende Nachhaltigkeitsberichterstattung seine diesbezüglichen Erfolge und Bemühungen glaubhaft belegen konnte. Für Doris Elmer ist klar: «Den geringen Preisnachteil nehmen wir dafür gerne in Kauf».