Umgang mit Nachhaltigkeitslabels und –standards in der Beschaffung
Bewertungen zeigen, dass Labelprodukte und Standards einen massgeblichen Mehrwert für Umwelt und Gesellschaft bieten. Dies kann auch in der Beschaffung genutzt werden. Bei der Direktvergabe können Nachhaltigkeitslabels und –standards als einfache Orientierungshilfe dienen, wenn der Einkauf möglichst sozial- und umweltverträglich gestaltet werden möchte. In einer Ausschreibung können Richtlinien von Standards und Labels als Formulierungshilfe für Nachhaltigkeitskriterien (Technische Spezifikationen oder Zuschlagskriterien) dienen oder direkt als Nachweis verwendet werden.
Grundsätzliche Regeln, welche beim Einsatz von Labels und Standards in der Beschaffung beachtet werden sollten:
- Die von Vergabestellen verlangten Labels, Zertifikate und Nachweise müssen beschaffungstauglich (d.h. insbesondere neutral und nicht marktbeschränkend abgefasst) sein und inhaltlich sinnvolle Aussagen zu den verlangten Anforderungen und Kriterien machen können.
- Es muss ein Bezug zum Vergabegegenstand bestehen. Ob Auftraggeber Labels und Zertifikate zur Eignungsprüfung einsetzen dürfen, hängt insbesondere davon ab, ob sie sachgerecht sind (d.h. einen hinreichenden Bezug zur ausgeschriebenen Leistung haben). Zertifikate sind überdies taugliche und zulässige Nachweise bei der Angebotsbewertung (als Zuschlagskriterium), wenn sie die Ermittlung des wirtschaftlich günstigsten Angebots ermöglichen, d.h. in Zusammenhang mit der Wirtschaftlichkeit des Angebots stehen und einen aussagekräftigen Rückschluss auf die Qualität der Leistungen erlauben.
- Labels etc. dürfen nie dazu dienen, beschaffungsrechtlich nicht zulässige Zielsetzungen (Protektionismus, Abschottung, Bevorzugung oder Diskriminierung eines Anbieters) zu erreichen.
- Wenn Sie in einer Ausschreibung konkrete Zertifikate oder Labels fordern, sollten Sie im Nachweis immer die Ergänzung «oder gleichwertig» anbringen. Die genauen Kriterien, welche mit dem Label nachgewiesen werden sollen, sollten von der Beschaffungsstelle aufgezeigt werden.
Weiterführende Informationen über Standards und Labels
Trotz all der Vorteile müssen Labels kritisch betrachtet werden, da diese auch für Marketingzwecke missbraucht werden können. Die steigende Anzahl verfügbarer Labels mit Nachhaltigkeitskriterien erschwert es zunehmend, den Überblick zu behalten. Es gibt deshalb diverse Plattformen, welche die notwendigen Informationen über die Labels zusammentragen und für KonsumentInnen, respektive den Beschaffende aufbereiten.
Auf den folgenden Plattformen finden Sie divers aufgearbeitete Informationen über Nachhaltigkeitslabels und –standards. Labelinfo.ch verschafft einen schnellen Überblick. Auf Sustainability Maps und Siegelklarheit findet der Beschaffende sehr detaillierte Informationen über die einzelnen Kriterien der Labels. Auf der deutschen Version des Kompass Nachhaltigkeit können auf Basis dieser Kriterien vorgefertigte Textbausteine für die Ausschreibungsunterlagen generiert werden.
Auch in den produktspezifischen Merkblättern zur nachhaltigen Beschaffung finden Sie jeweils die wichtigsten Labels der jeweiligen Produktgruppe. Weitergehende Informationen finden Sie auf den folgenden Onlineplattformen:
Labelinfo.ch
Die Informationsplattform Labelinfo.ch schafft unterteilt in Produktgruppen eine schnelle und einfache Übersicht und Vergleichsmöglichkeit über den grössten Teil der auf dem Schweizer Markt präsenten Umwelt- und Soziallabels. Zusätzlich liefer die Plattform Informationen über Transparenz und Glaubwürdigkeit der Labels und liefert Hintergrundinformationen zu Richtlinien, Kontroll- und Zertifizierungsprozess.
Siegelklarheit
Auf Siegelklarheit können private KonsumentInnen die wichtigsten Labels und Standards detailliert miteinander vergleichen. Eine Bewertung zeigt auf wie anspruchsvoll und glaubwürdig ein Label ist.
Sustainability Map
Das Programm Trade for Sustainable Development (T4SD) unterstützt Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette auf ihrem Weg zu nachhaltigerem Handel. Das International Trade Center (ICT) betreibt im Rahmen von T4SD die Datenbank Sustainability Map. Diese bietet detaillierte Informationen über die Kriterien von internationalen Nachhaltigkeitsstandards und Initiativen. NutzerInnen können so über 200 Standards durchforschen und vergleichen.
Kompass Nachhaltigkeit DE
Die Informationsplattform für nachhaltige Beschaffung in Deutschland. Die NutzerInnen erhalten Informationen zur nachhaltigen Beschaffung, Beispiele für Ausschreibungstexte und die Möglichkeit auf der Basis von Labelkriterien Textbausteine für die Ausschreibungsunterlagen zu generieren.